Mein erstes Mal
Es war einfach nichts zu machen.
Eine Baukasten-Website sollte es sein. Punkt, aus.
Ein Kunde wollte unbedingt eine Seite mit einem Baukastensystem erstellt haben.
Seine Argumente waren in Stein gemeißelt wie anno Moses die 10 Gebote:
Erstens: Es soll nichts kosten
Zweitens: Es soll nichts kosten
Drittens: Es soll so leicht bedienbar sein, dass er selbst Änderungen vornehmen kann
Er bestand darauf: Baukasten reicht, Hauptsache er hat eine Seite, mit der er als Landschaftsgärtner gefunden werden kann (das ist noch die Frage – die ich später beantworten werde.)
Weil es sich in diesem Fall um jemanden aus dem Bekanntenkreis ging, dem ich diesen Gefallen dann tun wollte, habe ich mich bereit erklärt, ihm eine Seite zu erstellen. Des Menschen Wille…
Die Theorie: Die Vorteile
Sie lesen sich ja auch eigentlich ganz gut, die Vorteile:
- Kostenlos (im kleinsten Paket ohne Extras)
- Es sind keine Programmierkenntnisse nötig
- Es muss nichts installiert werden – keine Plugins, keine Themes
- Um die technischen Dinge muss sich der Nutzer nicht kümmern
- Es gibt viele Design-Vorlagen, die das Gestalten erleichtern
- Es ist schnell möglich, eine Website zu erstellen.
Wenn du dabei bist, ein Unternehmen zu gründen, oder deine Leidenschaft im Internet verbloggen willst, hat sich dir sicher auch ziemlich bald die Frage aufgedrängt: Baukasten oder Hoster mit WordPress? Nach einer Recherche im Internet ist klar: Jedes System findet seine Fans. Und natürlich hat jede*r andere Voraussetzungen, andere Ideen und verfolgt andere Ziele mit der eigenen Seite.
Als ich vor mehreren Jahren meine erste eigene Seite erstellen wollte, um meine Fotos zu präsentieren, stand ich vor genau dieser Entscheidung. Für mich hatte ich die Frage damals mit „WordPress” beantwortet. Ich hatte bestimmte Ideen im Kopf, die ich umsetzen wollte. Dass das tatsächlich nicht so einfach werden sollte, wurde mir erst später klar. Aber am Ende hatte ich eine Seite, auf die ich stolz war und die mich und meine Leidenschaft zeigte.
Es klingt zugegebenermaßen schon toll:
Ohne Vorwissen und HTML-Kenntnisse eine eigene Seite erstellen.
Warum also macht es dann nicht jede*r?
Die Praxis: Die Nachteile
Mir drängten sich die in meinen Augen größten Nachteile sofort auf:
- Der Domainname
- Begrenzte Vorlagen
- Kein Einfluss auf die Suchmaschinenoptimierung
- Abhängigkeit vom Anbieter
- Begrenzte Erweiterungsmöglichkeiten
Fangen wir mal mit der größten Kröte an:
Der Domain-Name
(in der in diesem Fall gewünschten kostenlosen Version)
Die Seite meines Bekannten heißt jetzt: https://maxmustermanngmailadresse.wixsite.com/firmenname
Wow.
Das allein ließ mir schon einen Schauer den Rücken hinunterlaufen.
Ihn stört es nicht (siehe Argument 1 und Argument 2). Aber professionell sieht anders aus.
Bin ich ein Snob, wenn ich einer Seite, die so einen kryptischen Namen hat, weniger Vertrauen schenken würde als einer Seite, die Elektrik-Mueller oder Finanzcoach-Eva-Schneider heißt? Und überhaupt, was soll Google davon halten? Der phantasievolle und lange – seehr lange Domainname ist ganz sicher nicht hilfreich beim Ranking.
Fluch und Segen der Vorlagen
Die Vorlage hatte ich schnell gefunden: Viel Grün, Rasenbilder und soweit ok. Und im Endeffekt blieb es auch dabei. Fotos eingefügt, die Dienstleistungen. Drei Felder, drei Dienstleistungen, basta.
Und dabei habe ich festgestellt, dass ich durchaus mehrere Stunden meines Lebens damit verbringen kann, vorgefertigte Bausteine vergebens davon abzuhalten, den Dollar-Preis zu löschen. Der Kunde wollte keine Preise nennen (schon gar nicht in Dollar), der Baustein schon!
One in a million…
Eine Baukastenseite ist eine Baukastenseite ist eine Baukastenseite.
Und das sieht man halt. Auch die Kund*innen. Es gibt eine Reihe von Vorlagen. Und der große Vorteil ist ja, dass man blitzschnell eine Seite hat, an der man nicht mehr rumdoktern muss. (Und auch nicht sollte. Dann stellt man seine Rechnungen halt in einer anderen Währung, was soll’s).
Und so ähneln sich die Seite von Landschaftsgärtner und Elektriker und tausender anderer Anbieter auf wundersame Weise. Gähn.
Suchmaschinenoptimierung
Ja, Keywords kann man natürlich in die Texte einbauen, das hast du selbst in der Hand. Mehr in der Regel aber nicht.
Außer: Du verabschiedest dich von dem Gedanken einer kostengünstigen Seite.
Denn es gibt natürlich auch Pakete mit Suchmaschinenoptimierung. Die gehen dann aber gleich richtig ins Geld. Da muss man schon mit 20-30 Euro und mehr pro Monat rechnen.
Das war in diesem Fall wie gesagt keine Option.
Ich habe die betreffende Seite seit damals immer mal wieder versucht, bei Google zu finden. Gelungen ist es mir erst, als ich den Firmennamen in Kombination mit dem Ort eingegeben habe. Unter “Landschaftsgärtner Ort xy” oder “Gartenarbeiten Ort xy” war er auf den ersten Seiten nicht zu finden. Und der Ort hat nur knapp 300 Einwohner.
Abhängigkeit vom Anbieter
Sollte man irgendwann doch über die starren Vorgaben hinausgewachsen und gewillt sein, Abschied vom Baukasten zu nehmen, heißt das auch auf Wiedersehen Website. Das Layout ist Teil des Baukastensystems des Anbieters und kann nicht mit umziehen. Also alles auf Anfang, Relaunch und Go.
Und was passiert eigentlich, wenn der Anbieter des Homepage-Baukasten vom Markt verschwindet?
Begrenzte Erweiterungsmöglichkeiten
Es muss ja nicht passieren, aber was, wenn ich ein externes Buchungstool einbinden möchte? Ein individuelles Kontaktformular? Oder Anbindungen an andere Tools?
Mein Fazit:
Baukästen und ich sind keine Freunde geworden. Mein großer Favorit ist WordPress (und auch der von 65 % aller Webseiteninhaber*innen).
Ja, man muss sich reinfuchsen.
Ja, es gehört mehr dazu als Texte einsetzen und Bilder einfügen.
Aber es gibt auch hier so viele Vorlagen. Zum großen Teil sogar kostenlos.
Und mit Divi und Elementor zum Beispiel kann mit drag&drop Elemente auf die Seite ziehen.
Aber meine Seite gehört mir. Und ich habe es in der Hand, was ich installiere, womit ich die Suchmaschinen füttere, was ich erweitere und umgestalte.
Ich habe übrigens lange nicht mehr geschaut, wie es der Seite des Landschaftsgärtners so geht.
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