Ich bin jemand, der gerne selbst recherchiert. Wenn ich nach einer Dienstleistung suche, dann möchte ich mir erstmal in Ruhe einen Überblick verschaffen. Wer passt zu mir? Wer arbeitet so, wie ich es mir vorstelle? Und – ganz wichtig – in welcher Preisklasse bewege ich mich hier?
Ich klicke mich durch verschiedene Websites, finde eine, die mich anspricht. Alles klingt durchdacht, professionell, genau das, was ich suche. Ich scrolle runter, suche nach einer groben Preisangabe … und finde nichts. Kein Anhaltspunkt, keine Orientierung. Stattdessen eine freundliche Einladung, doch einfach eine unverbindliche Anfrage zu stellen.
Und was mache ich? Ich schließe die Seite wieder und suche weiter.
Ich werde nicht erst eine nette E-Mail schreiben, keine „unverbindliche Anfrage“ stellen, und ich werde ganz sicher nicht irgendwo anrufen, um dann in ein Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. Ich möchte vorher wissen, ob dieses Angebot überhaupt in mein Budget passt.
Gerade für introvertierte Menschen ist das ein echtes Problem. Wir sind keine spontanen „Ach, ich frag einfach mal nach“-Menschen. Wir wollen erst alle Informationen sammeln, uns in Ruhe überlegen, ob das für uns passt, und dann gezielt eine Entscheidung treffen – ohne das unangenehme Gefühl, jemandem absagen zu müssen oder uns in ein Gespräch ziehen zu lassen, das wir nie führen wollten.
Und genau deshalb bin ich eine Verfechterin davon, transparent zu sein und Preise auf der Website zu nennen.
Warum viele Selbstständige zögern, ihre Preise anzugeben
Ich weiß, dass viele Selbstständige sich unwohl fühlen, wenn es darum geht, ihre Preise öffentlich zu machen.
Es gibt klassische Argumente, die immer wieder genannt werden:
- „Ich will niemanden abschrecken!“
- „Jedes Projekt ist individuell, ich kann keinen festen Preis nennen!“
- „Meine Mitbewerber sehen dann meine Preise!“
Und ich verstehe das. Aber in Wirklichkeit sorgt genau das für Unsicherheit – bei potenziellen Kunden und auch bei dir selbst.
Ich bin überzeugt, dass es mehr Vorteile als Nachteile gibt, offen mit Preisen umzugehen. Und dass viele dieser Sorgen durch eine kluge Preisstrategie aus dem Weg geräumt werden können.
3 Gründe, warum es sich lohnt, Preise klar anzugeben
1. Du sparst dir unzählige unpassende Anfragen
Jemand interessiert sich für dein Angebot, du führst ein nettes Gespräch, stellst dein Konzept vor – und dann kommt die Frage nach dem Preis. Du nennst ihn, und plötzlich heißt es: „Oh, das ist aber teurer, als ich dachte.“ Peinliche Stille. Vielleicht noch ein höfliches „Ich melde mich nochmal“. Und du weißt: Das wird nichts mehr.
Wenn du keine Preise auf deiner Website hast, melden sich auch Menschen, die sich dein Angebot nicht leisten können oder wollen. Das führt zu vielen Mails, vielen Erstgesprächen – und vielen höflichen „Danke, aber das ist mir zu teuer“-Absagen. Das ist nicht nur für dich anstrengend, sondern auch für die andere Seite.
Mit klaren Preisen filterst du automatisch die richtigen Anfragen heraus. Menschen, die dein Angebot wertschätzen und sich bewusst dafür interessieren, statt nur mal unverbindlich zu fragen.
2. Du baust direkt Vertrauen auf
Kennst du das mulmige Gefühl, wenn du in einem schicken Restaurant sitzt und die Karte keine Preise hat? Da denkt man sich sofort: „Oh je, das wird teuer …“
Genauso kann es potenziellen Kunden gehen, wenn du keine Preise auf deiner Website angibst. Sie könnten sich fragen:
- „Liege ich mit meinem Budget völlig daneben?
- Wird der Preis willkürlich festgelegt?“
- Warum wird mir das nicht klar gesagt?
„Preis auf Anfrage“ kann wie ein verstecktes Preisschild wirken – oder als ob der Betrag erst bestimmt wird, sobald das Gegenüber spricht. Transparente Preise hingegen zeigen: Ich arbeite professionell, ich kenne meinen Wert, und mein Angebot ist für alle gleich klar definiert.
3. Du grenzt dich von der Billig-Konkurrenz ab
Es gibt Menschen, die immer auf der Suche nach dem günstigsten Angebot sind. Und es gibt Menschen, die Wert auf Qualität legen.
Wer auf deiner Website klare Preise sieht, merkt sofort, dass du zur zweiten Kategorie gehörst. Du signalisierst damit: „Hier gibt es keine Dumpingpreise, sondern Qualität.“
Und die richtigen Kunden verstehen genau das.
Typische Einwände – und warum sie nicht zählen
💭 „Wenn ich meine Preise nenne, springen potenzielle Kunden ab.“
Ja, das kann passieren – aber das ist völlig in Ordnung. Denn wer schon beim Preis zusammenzuckt, hätte auch später noch Zweifel. Und möchtest du wirklich Menschen überzeugen müssen, dass dein Angebot seinen Preis wert ist?
💭 „Ich will flexibel bleiben.“
Flexibilität ist wichtig. Aber Flexibilität bedeutet nicht, dass du deine Preise komplett verbergen musst. Eine Preis-Spanne oder ein „ab-Preis“ gibt den Menschen eine Orientierung – und dir bleibt immer noch genug Spielraum.
💭 „Andere zeigen auch keine Preise.“
Genau! Und das ist der Grund, warum es für Kunden so frustrierend ist. Niemand möchte zehn Anbieter durchforsten und erst umständlich nach Preisen fragen. Ich nicht, und ich weiß von vielen anderen, dass es ihnen genauso geht.
Aber gibt es wirklich gar keine Nachteile, wenn ich meine Preise offenlege? Doch, ein paar Dinge solltest du beachten – aber nichts davon ist ein Grund, es nicht zu tun.
Gibt es auch Nachteile, Preise auf der Website zu nennen?
Naja, es gibt durchaus einige potenzielle Nachteile, wenn du Preise auf deiner Website nennst. Allerdings sind viele dieser „Nachteile“ oft nur dann problematisch, wenn die Preisstrategie nicht klug durchdacht ist. Hier sind einige mögliche Stolpersteine – und wie du sie umgehen kannst:
Du schreckst potenzielle Kunden ab, bevor sie dein Angebot wirklich verstanden haben
Viele Menschen entscheiden nicht nur nach dem Preis, sondern nach dem gefühlten Wert eines Angebots. Wenn sie nur die Zahl sehen, ohne den gesamten Mehrwert zu erfassen, kann es passieren, dass sie vorschnell abspringen.
💡 Lösung:
Stelle sicher, dass dein Preis nicht isoliert steht. Zeige den Mehrwert deines Angebots direkt daneben – was ist im Preis enthalten, welche Probleme löst du, welche Vorteile bringt es? Ein Preis allein kann teuer wirken, ein gut erklärtes Angebot hingegen wertvoll.
Deine Mitbewerber sehen deine Preise
Ja, das tun sie. Und?
Viele haben Angst, dass die Konkurrenz ihre Preise einfach kopiert oder unterbietet. Aber: Die richtigen Kunden buchen dich nicht, weil du zehn Euro günstiger bist als jemand anderes – sondern weil sie sich für dich entscheiden. Wegen deiner Art zu arbeiten, deiner Expertise, deiner Herangehensweise.
💡 Lösung:
Mach dir bewusst: Menschen buchen dich nicht wegen deines Preises, sondern wegen deines Gesamtpakets. Und wenn jemand dich nur kopiert, kann er trotzdem nicht deine Erfahrung, deine Arbeitsweise oder deine individuelle Herangehensweise nachahmen. Falls du dennoch Bedenken hast, kannst du mit Preis-Spannen arbeiten oder deine Preise mit einer guten Begründung versehen („Investition ab 3.000 €, abhängig von Umfang und Anforderungen“).
Du könntest weniger Anfragen bekommen
Das ist tatsächlich möglich. Wenn der Preis klar ersichtlich ist, gibt es keinen Raum für neugierige Anfragen von Menschen, die vielleicht Interesse hätten, sich aber erst durch ein Gespräch überzeugen lassen würden.
💡 Lösung:
Weniger Anfragen sind nicht zwangsläufig etwas Schlechtes! Wenn du dafür bessere Anfragen bekommst – von Menschen, die deinen Wert bereits erkannt haben – sparst du dir Zeit und Nerven. Qualität vor Quantität!
Herausforderungen? Ja. Aber mit der richtigen Strategie lösbar!
Ja, es gibt Überlegungen, die du beachten solltest, wenn du deine Preise auf der Website sichtbar machst. Aber die Vorteile überwiegen in den meisten Fällen – besonders für Selbstständige, die nicht ständig Verkaufsgespräche führen oder Preisdiskussionen haben wollen.
Letztendlich kommt es darauf an, wie du deine Preise präsentierst. Wenn sie gut begründet und im richtigen Kontext stehen, helfen sie dir dabei, genau die richtigen Menschen anzusprechen und die falschen von Anfang an auszusortieren.
Drei Strategien, um deine Preise sichtbar zu machen – ohne dich unwohl zu fühlen
Falls du dich noch nicht wohl dabei fühlst, deine Preise offen zu nennen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie sichtbar zu machen, ohne dass es sich unangenehm anfühlt.
1. Paketpreise – Klarheit für alle
Wenn du standardisierte Leistungen anbietest, sind Paketpreise perfekt. Kunden wissen sofort, was sie bekommen, und du musst keine endlosen individuellen Angebote schreiben.
Beispiel:
- Coaching-Paket „Neustart“ – 1.800 € (3 Monate 1:1-Coaching inkl. wöchentlicher Sessions & Workbook)
- Business-Mentoring – 2.500 € (6 Monate intensive Begleitung für Selbstständige mit klaren Strategien & Umsetzungshilfen)
Preis-Spannen – für mehr Flexibilität
Falls deine Leistungen variieren, kannst du eine Spanne angeben.
Beispiel:
- „1:1-Coaching ab 150 € pro Sitzung, je nach Dauer und Intensität. Lass uns gemeinsam herausfinden, was für dich passt.“
Preis auf Anfrage – aber mit Begründung!
Beispiel:
„Jedes Projekt ist einzigartig. In einem kostenlosen Erstgespräch klären wir, welche Anforderungen du hast, und ich erstelle ein maßgeschneidertes Angebot.“
Fazit: Mach es deinen Wunschkunden leichter – und dir selbst auch
Besonders für introvertierte Selbstständige ist eine transparente Preisstrategie eine große Erleichterung. Du ziehst die richtigen Menschen an, verhinderst unangenehme Verkaufsgespräche und kannst dich auf das konzentrieren, was du am besten kannst.
Also: Trau dich, deine Preise zu zeigen. Nicht als unsicheres „Falls Ihnen das passt?“, sondern als selbstbewusstes Statement.
Denn wer dich bucht, investiert nicht nur in eine Dienstleistung, sondern in deine Erfahrung, dein Wissen und deine durchdachte Herangehensweise.
Und wenn jemand sagt: „Das ist aber teuer!“, dann kannst du ganz entspannt antworten:
„Ja. Und es ist jeden Cent wert.“
Bist du bereit, deine Website klarer, überzeugender und noch kundenfreundlicher zu gestalten?
Lass uns gemeinsam eine Website entwickeln, die nicht nur schön aussieht, sondern auch die richtigen Menschen anspricht – auf eine Art, die sich für dich stimmig anfühlt.
Erzähl mir von deinem Herzensprojekt – ich freue mich darauf, dich kennenzulernen!
Liebe Nicole,
danke für diesen tollen Artikel! Gerade erst habe ich wieder darüber nachgedacht, ob es wirklich sinnvoll ist, dass ich meine Preise auf meiner Seite angebe. Natürlich sind mit genau die Gedanken durch den Kopf gegangen, die du in deinem Artikel ansprichst. Daher vielen Dank dafür und auch für die Ideen, wie ich Kritikern gegenübertreten kann.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine, freut mich, wenn ich dir Ideen geben konnte. Es gibt ja immer zwei Lager, und die Hauptsache ist, man kann seine Ansicht gut vertreten.
Liebe Grüße, Nicole
Liebe Nicole,
Diese Frage habe ich mir auch schon öfter in meiner Agentur-Tätigkeit gestellt. Gerade wenn ich nach Druckdienstleistern suche, bin ich froh, wenn ich dort Preise finde. Ich habe keine Geduld, mir erst ein Angebot erstellen zu lassen. Das ist für mich tatsächlich ein Ausschlusskriterium in der Auswahl. Ich selbst habe jedoch keine Preise auf der Webseite, da diese tatsächlich individuell kalkuliert werden, je nach Angebotsumfang. Aber ich habe meine Agentur-Webseite auch so gestaltet, dass nicht unbedingt Preise darauf erwartet werden, hoffe ich zumindest.
Was meine Autorin-Webseite angeht: die Preise für die Bücher habe ich nicht drauf, die sind ja unumstößlich aufgrund der Buchpreisbindung. Wenn ich aber Lesungen oder Workshops anbieten möchte, da bin ich noch am überlegen, wie ich damit umgehe, soweit bin ich noch nicht. Aber wenn, dann ist dein Artikel auf jeden Fall ein guter Anhaltspunkt dafür.
Liebe Grüße, Susanne.
Danke für deine Sicht der Dinge, Susanne. Ja, es kann oft helfen, die Preise transparent zu machen. Und eben gut zu begründen, wenn man es nicht macht. Auch das ist ja Transparenz.
Liebe Grüße, Nicole